22.05.2024 Story

Vom Design zur Ikone: Das europäische Hyundai Design-Team stellt den neuen SANTA FE vor

In allen internationalen Hyundai Zentralen arbeiten Designer daran, ikonische Modelle für anspruchsvolle Kunden zu entwerfen. Im hessischen Rüsselsheim sitzt das europäische Team um Chefdesigner Thomas Bürkle. Mit dem neuen Hyundai SANTA FE ist ihnen wieder ein Geniestreich gelungen.  

„Sie müssen sich das wie bei einer Schachfigur vorstellen.“ Thomas Bürkle hält eine Dame- und eine König­figur in seinen Händen, zeichnet mit den Fingern ihre Konturen nach. „Der Sockel ist immer der gleiche, aber oben sind sie völlig verschieden. Und trotzdem sieht man, dass sie zusammengehören.“ Der Chefdesigner im europäischen Hyundai Design Center steht in einem Präsentationsraum vor dem kommenden Highlight im Modellprogramm von Hyundai: dem neuen Hyundai SANTA FE. Um sich herum hat er die verantwortlichen Designer aus seinem Team versammelt. „Wir geben jedem Fahrzeug eine eigene Prägung im Design, damit es zu den unterschiedlichen Lifestyles unserer Kunden passt.“

Schon seit 2005 leitet der gebürtige Hesse das Design Center im Hyundai Motor Europe Technical Center in Rüsselsheim. Er repräsentiert insbesondere die europäischen Anforderungen der Gestaltung und arbeitet eng mit dem Headquarter in Südkorea und den Studios im kalifornischen Irving, in Japan, China und Indien zusammen. Hier entstehen die Autovisionen von morgen.  

„Was Hyundai charakterisiert, ist die hohe Diversität der Modelle“, sagt Designchef Thomas Bürkle. Soll heißen: Keine Baureihe sieht aus wie die andere. Denn anders als viele Wettbewerber setzt die koreanische Marke nicht auf Familienähnlichkeit. Stattdessen folgt sie der Überzeugung, dass jedes Fahrzeug einen individuellen Lebensstil verkörpern sollte, was schließlich in einem anderen Aussehen mündet. „Zugleich gibt es aber auch Gemeinsamkeiten in jedem Modell“, so Bürkle. Oder um im Bild zu bleiben: der untere Teil der Schachfigur. Dazu gehören Sicherheit, Fahrfreude, die hochwertige Qualität und Verarbeitung der Materialien sowie die einfache und intuitive Bedienung, „damit sich jeder in einem Hyundai wohlfühlt – wie jetzt im neuen SANTA FE“.

Die fünfte Generation des Midsize-­SUV bekam hier in Rüsselsheim ihre neue Form. Wie bei jedem neuen Hyundai waren zunächst alle Design­studios weltweit an der Entwicklung beteiligt und legten ihre Entwürfe dem Head of Design in Namyang vor. Am Ende erhielten die Gestalter in Deutschland den Zuschlag – ein großer Teil der Verantwortung lag somit in ihren Händen. Thomas Bürkle betont dennoch den gemeinsamen Ansatz. „Wir sind ein Teil im globalen Netzwerk von Hyundai und alle haben zum Erfolg beigetragen. Aber ich kann schon sagen, dass das Exterieur hier entstanden ist.“ Dieser Wettbewerbsgedanke sei typisch koreanisch, sagt er: „Im Austausch den besten Entwurf ermitteln und dann gemeinsam im Team daran weiterarbeiten.“

Die Menschen nehmen Hyundai als Designmarke wahr.

Thomas Bürkle, Chief Designer, EU Hyundai Design Center

 

Chabak im Grünen

Im Hintergrund wuseln die Designer an einem Ausstellungsfahrzeug herum. Sie legen Rücksitzlehnen um, schwingen die riesige Heckklappe auf und demonstrieren den Raum, der sich dahinter öffnet. „Der koreanische Begriff, den wir für den neuen SANTA FE gewählt haben, lautet Chabak“, sagt Bürkle. Der Begriff ist eine Kombination aus den koreanischen Wörtern „cha“ für Auto und „bak“, was für das Zelten oder Übernachten im Freien steht. Chabak hat in den letzten Jahren nicht nur in Korea, sondern auch in Europa und den USA enorme Popularität gewonnen – als praktische Möglichkeit, die Natur zu erleben, ohne aufwendige Campingausrüstung mitnehmen zu müssen. Und das soll auch der neue Hyundai SANTA FE ermöglichen. „Er hat eine sehr breite Heckklappe, die geöffnet ein Dach bildet, unter dem man sitzen kann. Und in den riesigen Innenraum kann man sich reinlegen und ein entspanntes Wochenende im Grünen verbringen – das ist die Idee dahinter“, sagt Bürkle.

Auffällig ist die Neuauflage des Familien-SUV durch ihre kastenförmige Erscheinung mit mehr als 4,80 Meter Länge und scharf gezeichneten Ecken, Kanten und großen Flächen. Mit den aktuellen, eher rundlichen Konturen hat sie kaum noch etwas gemein. „Eine völlige Abkehr und ein Umdenken gegenüber dem Vorgänger“, bestätigt Exterieur­designer Christofer Sætrang, der den Designprozess von Anfang an begleitet hat. Für den Norweger blieb der aktuelle Hyundai SANTA FE „unterm Radar. Er verkaufte sich zwar sehr gut, war aber nicht so präsent wie andere Modelle.“ Deshalb jetzt die abrupte Neugestaltung des Designs, um die fünfte Generation von allen derzeit auf dem Markt befindlichen SUV zu unterscheiden. „Ich finde, die betont kantige Form wirkt ehrlicher. So ein großes Auto sollte praktisch und funktionell aussehen“, sagt Sætrang. Thomas Bürkle stimmt zu. „Fearless Design nennen wir das: eine mutige Gestaltung, die auffällt und im Gedächtnis bleibt.“

Der SANTA FE wurde von innen nach außen gestaltet.

Zdenek Borysek, Interieurdesigner

Das ist definitiv gelungen. Neben der außergewöhnlichen Form sind vor allem die als „H“ geformten Tagfahrlichter ein echter Blickfang. Die ikonische Grafik findet sich auch in den Heckleuchten wieder, ebenso im Innenraum bei den Lüftungsdüsen und in der Steppung der Sitzlehnen. Die wuchtige Front mit der großen Motorhaube, die betont ausgestellten, eckigen Radkästen und die beinahe senkrecht abfallende Heckpartie tragen ebenfalls zum erhabenen Erscheinungsbild bei. Dabei kam der Impuls zu dem „monolithischen Äußeren“, wie Thomas Bürkle es nennt, überraschenderweise vom Interieurdesigner des Hyundai SANTA FE. 

Klare Kante mit Funktion

Thomas Bürkle ruft Zdenek Borysek zu sich herüber. Der Tscheche erschafft als Hobby Low-Poly-Kunst und postet sie auf Social Media. Der Designtrend, der mit Flächen und kantigen Formen spielt, stammt ursprünglich aus der 3-D­Animation, wo Videogame-­Designer zur Reduzierung der Renderzeiten in der Darstellung niedrige polygonale Auflö­sungen verwendeten. „Diese schlichte Geome­trie haben wir aufgegriffen“, erzählt Zdenek Borysek. Hinter dem mar­kanten Look stehe aber auch ein funktionaler Gedanke, betont der Interieurdesigner. Schon vor der ersten Skizze habe er über den Outdoortrend nachgedacht und überlegt, welche Ideen mehr Flexibilität in die Nutzung des Autos bringen: „Man könnte darin schlafen, die Ausrüstung für Lifestyle-Aktivitäten damit transportieren und ein Dachzelt darauf befestigen.“ So sei etwa der herausklappbare Haltegriff in der C-Säule entstanden, um aufs Dach klettern zu können, das genügend Fläche zum Zelten bietet. Und durch die nach außen versetzten Schließfugen und die horizontalen Rückleuchten entstand eine maximal große Heckklappe, die im Kofferraum für viel Sitzkomfort sorgt und sich ideal für das bequeme Verstauen großer Gegenstände eignet.

Die betont kantige Form ist ehrlich und funktional.

Christofer Sætrang, Exterieurdesigner

Auch im Innern finden sich viele nützliche und clevere Besonderheiten: beispielsweise ein Handschuhfach mit sterilisierendem UV-C-Blaulicht, eine mehrstöckige Mitteltunnelkonsole, die von vorn und hinten zu öffnen ist, oder das großflächige Glasschiebedach für den Blick in den Nachthimmel. Den Campinggedanken führen zahlreiche Ablagen, Fächer und Schubladen weiter, ebenso die einzeln verschieb- und klappbaren Sitze der zweiten Reihe, die sich zu einer Liegefläche umlegen lassen. Hauptziel, sagt der Interieurdesigner, sei es gewesen, „den Aufenthalt an Bord so bequem und angenehm wie möglich zu machen“.

Nachhaltige Materialien

Und hier kommt Ivana Hrudkova ins Spiel. Die CMF-Designerin – CMF steht für „Color, Material, Finish“ – ist mit ihrem Team bei Hyundai von der Materialauswahl bis zur Farbgebung für das Interieur- und Exterieurdesign neuer Automodelle zuständig. Dafür verfolgen die CMF-Spezialisten die aktuellen Trends aus Produktdesign, Architektur und digitaler Welt, besuchen Möbel- und Textilmessen. Was sie interessant finden, wird gesammelt und im Büro zur Inspiration für unterschiedlichste Farb- und Materialkombinationen ausgestellt. So entstehen wechselnde Präsentationsinseln mit Holzarbeiten, Kunst- und Naturstoffen, Textilien und Lederarten sowie Gegenständen in bunten Farben und Lackierungen. 

„Unsere größte Inspirationsquelle ist immer die Natur“, sagt Ivana Hrudkova. Das gelte für Materialien, Texturen und Farben, aber auch für das Prinzip der Verwertung und Rückgewinnung. „Die Natur zeigt uns, wie Materialkreisläufe funktionieren. Was die Natur produziert, bleibt in der Natur.“ Damit sei sie auch eine Lehrmeisterin in puncto Recycling. Denn neben der hochwertigen Qualität der Materialien und deren Verarbeitung wird für Hyundai das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Schließlich ist es das Ziel, im Rahmen der Unternehmensvision „Progress for Humanity“ bis 2045 weltweit klimaneu­tral zu produzieren. Beim neuen Hyundai SANTA FE werden zum Beispiel Mais und Zellulose als erneuerbare und recyclingfähige Rohstoffe für Teppiche und Textilien eingesetzt. Die Fußmatten werden aus recycelten Fischernetzen produziert, die die Organisation Healthy Seas aus dem Meer geborgen hat.

Die größte Inspiration ist die Natur.

Ivana Hrudkova, CMF-Designerin

Als Leder nutzt Hyundai nur solches aus der Nahrungsindustrie. „Es wird keine Kuh getötet, damit wir Ledersitze herstellen können“, sagt Ivana Hrudkova, „aber solange die Menschen Fleisch essen, werden wir auch diese Ressource nutzen.“ Für deren Färbung werden tierische Öle jedoch durch Flachssamen ersetzt, das spare Wasser, sei umweltfreundlicher und auch für Allergiker besser geeignet. Es sei nicht einfach, die neuen Materialien in den Gestaltungsprozess zu implementieren, gibt die CMF-Designerin zu, „aber Stück für Stück werden wir sie in allen unseren neuen Modellen verwenden und komplett nachhaltig werden.“

Damit gehört Hyundai in der Autobranche zu den Vorreitern. „Wir sind nicht mehr Fast Follower, sondern wollen selbst Zeichen setzen und andere dazu bewegen, uns zu folgen“, sagt Thomas Bürkle. Mit dem Hyundai IONIQ 5 und dem Hyundai IONIQ 6 sei man mutig vorgeprescht und habe die Aufmerksamkeit für die Marke erhöht. „Ich glaube, dass die Menschen Hyundai durch die neuen Modelle inzwischen als Designmarke wahrnehmen.“

 

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Text: Frank Wald, Fotos: Ramon Haindl