16.11.2023 Story

Die Fußballnationalspielerin Sara Doorsoun im Gespräch

Frauen sind längst auf der internationalen Fußballbühne angekommen – nicht erst seit der Weltmeisterschaft in Australien. Sara Doorsoun hat diese Entwicklung miterlebt – und kommt zwischen Turnieren und der Bundesligasaison selten zum Auspacken. Im Interview erzählt die erfahrene Nationalspielerin, warum es sie dennoch immer wieder hinters Steuer zieht, wie sie zu Hause zur Ruhe kommt und was sie vergangenen Sommer im Irak gemacht hat.

Sara, bei der Eintracht bist du Alterspräsidentin, aber auch in der Nationalmannschaft kannst du deinen Mitspielerinnen inzwischen viel Erfahrung mitgeben. Lässt du dich umgekehrt auch beflügeln?

Ich habe in der Mannschaft die meiste Champions-League-Erfahrung und stand bereits im Finale. Ich weiß, was es braucht, um in den richtigen Momenten präsent zu sein. Ich spreche abseits des Platzes viel mit den Spielerinnen und höre, wie es ihnen gerade geht. Ich sehe bei jungen Spielerinnen diese gewisse Leichtigkeit und Unbekümmertheit auf dem Platz. Die sind unverkopft, zocken und haben Bock. Als ältere Spielerin sage ich mir dann: Fokus!

Das Wort „Focus“ ist auch eines von vielen Tattoos auf deinem Arm – eine permanente Sammlung deiner Lebensweisheiten?

Die Tattoos erzählen meine Geschichte. Als großes Ganzes zeigen sie, wo ich jetzt gerade bin. Eines meiner wichtigsten Motive ist die Sanduhr. Ich neige zum Perfektionismus. Aber die Zeit läuft weiter, man kann die Dinge nicht immer ändern. Ich muss also selbst entscheiden: Was mache ich mit der restlichen Zeit?

Wie lautet deine Antwort darauf – abseits des Platzes?

Meine größte Aufmerksamkeit gehört meiner Hündin Peanut. Die ist für mich neben dem Sport ein unfassbarer Ausgleich. Zu Hause wartet immer jemand auf mich, das ist für meinen Kopf enorm wichtig. Mit ihr macht mir alles noch mehr Spaß. Wir waren jetzt das erste Mal zusammen im Urlaub – ich reise total gern. Es gibt nichts Besseres, als sein Geld für Reisen auszugeben.

Sara Doorsoun

Die 31-Jährige gehört zur Generation von Spielerinnen, die Frauenfußball ins helle Scheinwerferlicht gerückt hat. Nicht erst seit der Europameisterschaft 2022 steigen die Einschaltquoten. Die gebürtige Kölnerin ist seit 2016 Teil der A-Nationalmannschaft. Auf Clubebene ist Sara zweifache deutsche Meisterin und dreifache Pokalsiegerin. Bei Eintracht Frankfurt zählt die zweikampfstarke Abwehrspielerin zu den Erfahrensten. Erst im Frühling 2023 hat sie ihren Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert. 

Dabei bist du doch schon in der Saison jedes zweite Wochenende unterwegs …

Ich bin eine sehr spontane Person und selten gestresst vom vielen Reisen. Wenn wir mal zwei Tage am Stück frei haben, wollen manche Spielerinnen die Zeit lieber zu Hause verbringen. Aber als in der vergangenen Saison ein Spiel ausfiel, habe ich mich ins Auto gesetzt und gesagt: Ich fahre nach Prag. Wer will mit?

Was für eine Art Fahrerin bist du?

Meine Freundinnen und Freunde nennen mich immer Trucker-Babe. Wie eine Lkw-Fahrerin bin ich nur unterwegs. Ich liebe es, Auto zu fahren. Ich bin fast jede Woche in Köln oder Düsseldorf bei meiner Familie. Ich habe mein Auto im Januar bekommen und im April hatte ich schon 18 000 Kilometer drauf.

Wir haben als Sportlerinnen immer eine Vorbildrolle und die Chance, Werte nach außen zu tragen.

Sara Doorsoun

Also Fenster auf, Arm raus – welche Musik läuft?

Alles querbeet. Ich liebe alte Musik. 1970er, 80er, 90er finde ich cool … alles, außer Rock und Schlager – normalerweise. Während der WM bin ich unserer Torhüterin Merle Frohms in Sachen Schlager beim Auflegen entgegengekommen. Bei der Nationalmannschaft sind Laura Freigang und ich nämlich die Kabinen-DJs.

Hyundai hat sich klare Ziele gesetzt und möchte bis 2030 zu den drei wichtigsten Produzenten elektrischer Fahrzeuge gehören. In Sachen nachhaltige Mobilität also ein starker Partner für Eintracht Frankfurt. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für dich als Spielerin?

Wir haben als Spielerinnen immer eine Vorbildrolle und die Chance, Werte nach außen zu tragen. Wenn Eintracht Frankfurt eine Kooperation mit einer Marke hat, die auch für bestimmte Werte steht, kann ich als Spielerin diese Werte auch beruhigt weitergeben, wenn ich mich damit identifiziere.

So auch vor der WM, als du im Rahmen von Tuğba Tekkals Initiative „Scoring Girls“ in den Irak gereist bist. Das Projekt fördert mit Bildungs- und Sportangeboten das Selbstvertrauen von Mädchen und jungen Frauen. Wie hat dich dieses Erlebnis bewegt?

Als ich mit den Scoring Girls auf dem Fußballplatz stand, habe ich mich gefühlt wie die achtjährige Sara, die damals auf der Straße einfach nur Fußball spielte und vergaß, was links und rechts passierte. Wenn diese Mädchen Fußball spielen dürfen, vergessen sie auch für einen kurzen Moment, was in ihrem Leben schon passiert ist. Mir wurde so viel Liebe entgegengebracht von Menschen, die schon sehr viel Leid in ihrem Leben ertragen mussten. Ich bin einfach Sara – aber es gibt diesen Kindern ganz viel Hoffnung, dass eine Nationalspielerin in den Irak kommt, um mit ihnen Fußball zu spielen. Das war für mich eine sehr emotionale Reise.

Wie schaffst du dir eine Komfortzone nach einem so turbulenten Sommer? 

Es ist sehr ordentlich bei mir. Mein Kleiderschrank ist nach Farben sortiert. Ich kann auch mal die Tür meiner aufgeräumten Abstellkammer aufmachen und zufrieden seufzen. Es prasseln unterwegs so viele Eindrücke auf einen ein – da brauche ich zu Hause dieses Ruhige und Cleane. Ich wohne auch ein bisschen außerhalb von Frankfurt und habe es grün vor der Nase. Ich kann in Ruhe zwei Stunden mit meiner Hündin im Wald oder am Main spazieren gehen. Wenn man mich nach meinem Lieblingsort fragt, sage ich immer mein Zuhause.

Was denkst du, wie es für Frauen im Fußball weitergeht?

Ich bin davon überzeugt, dass dieser Boom, den wir bereits im vergangenen Jahr erlebt haben, noch nicht vorbei ist. Da haben wir etwas aufgebaut. Wir Frauen haben weiterhin Topspiele und immer vollere Stadien. Es ist cool, das zu erleben – aber es ist auch das, was wir verdienen.

Hyundai x Fifa

Seit 1999 ist Hyundai offizieller Mobilitäts­partner der Fifa. Die Zusammenarbeit wurde kürzlich bis 2030 verlängert, um weiter­hin Teams, VIPs und Gäste mit umweltfreundlichen Fahrzeugen zwischen den Spiel­orten zu transportieren – wie während der diesjährigen Frauen-Weltmeisterschaft und der Fußball-WM 2026. Auch den Verein Eintracht Frankfurt unterstützt Hyundai seit der Saison 2020/2021 als Mobilitäts- und Premiumpartner.


Text: David Lütke