16.11.2021 Story

Die Augen des Autos: die Hyundai Design-Geschichte der Front- und Rückleuchten

Sie durchleuchten für uns die Dunkelheit und besitzen einen hohen Wiedererkennungswert: Die Front- und Rückleuchten eines Autos dienen nicht nur unserer Sicht. Sie sind auch wichtige Designmerkmale eines Fahrzeugs. Bei Hyundai entwickelte sich ihre Formgestaltung über die Jahre stetig weiter. Eine kleine Bestandsaufnahme.

 

Die Frontleuchten sind wie die Augen des Fahrzeugs und für das Gesamtdesign sehr wichtig.

Nicola Danza Exterior Design Manager bei Hyundai Europe

Die Augen gelten als das Fenster zur Seele. Oft entscheidet schon der erste Blickkontakt, ob wir einen anderen Menschen sympathisch finden – oder eben nicht. Wie bei Menschen machen auch die Scheinwerfer eines Autos nur einen kleinen Teil der Oberfläche aus – und haben dennoch großen Einfluss auf die Gesamtwirkung. „Die Frontleuchten sind wie die Augen des Fahrzeugs und für das Gesamtdesign sehr wichtig“, sagt Nicola Danza, Exterior Design Manager bei Hyundai Europe. Der gebürtige Italiener weiß, wovon er spricht: Nach seinem Abschluss in Transportdesign war er zunächst als Designer für verschiedene Automarken in Italien tätig. Seit 16 Jahren ist er nun schon im Hyundai Design Center in Rüsselsheim mit von der Partie und hat an zahlreichen Lichtdesigns mitgearbeitet. „Die Frontleuchten verleihen dem Auto eine Persönlichkeit und einen eigenen Charakter“, sagt er. Gemeinsam mit den Rückleuchten seien sie außerdem maßgeblich für den Wiedererkennungswert einer Marke verantwortlich.

Scheinwerfer gehören daher zu den Elementen, denen sich Fahrzeugdesigner mit besonders viel Hingabe widmen: Rund eineinhalb Jahre dauert es von der ersten Skizze bis zu den fertigen Fahrzeugleuchten. Während dieser Zeit arbeiten Designer und Ingenieure eng zusammen. „Es geht darum, einen Kompromiss zu finden“, erklärt Danza. „Ingenieure denken über Praktikabilität, Kosten und Funktionen nach. Wir Designer wollen Träume erschaffen.“ Heutzutage ist die Lichttechnologie von Fahrzeugen so weit fortgeschritten, dass die eingesetzten Leuchtelemente sehr klein sein können – und somit nahezu jedes Design möglich ist.

Nicola Danza
Nicola Danza wurde am 28. März 1972 im süditalienischen Bitonto geboren. Seit 2005 ist er als Exterior Design Manager bei Hyundai Europe tätig. Beim Designen von Autos kommt es für ihn vor allem auf die richtige Portion Mut an.

Wichtige Meilensteine

Lange Jahre war genau das Gegenteil der Fall: Die schwerfällige Technologie bestimmte das Design der Leuchten. Beim Hyundai PONY von 1974 bestanden die Front- und Rückleuchten lediglich aus einem Reflektor, einer großen Birne und einem Stück Plastik, das um den Reflektor gewickelt war.

In den 1990er-Jahren wurden die Leuchten mit dem Hyundai LANTRA erstmals in die Form des Fahrzeugs integriert, was für mehr Aerodynamik sorgte. Mehr Bewegung in das Design brachte aber erst der Hyundai ix35 aus dem Jahr 2009. Die Lampen waren zwar immer noch sehr groß, aber mithilfe von Plastikgehäusen versuchte Hyundai, die Front- und Rückleuchten optisch zu verkleinern. 2017 läutete der KONA dann eine neue Ära im Lichtdesign von Hyundai ein. Sowohl Front- als auch Rückleuchten waren jetzt gesplittet: Vorne war oberhalb des Kühlergrills ein schmaler Lichtstreifen angebracht, weiter unten am Fahrzeug große Leuchten. Auch die Rücklichter waren auf diese Weise geteilt.

Die Evolution der Scheinwerfer

Das sind die wichtigsten Stationen in der Entwicklung der Front- und Rückleuchten bei Hyundai.

Klare Konzepte

Heute unterscheiden die Designer von Hyundai zwei unterschiedliche Konzepte im Design der Front- und Rückleuchten: durch verschiedene optische Kniffe versteckte, schmale Lichter für die Modelle mit Verbrennungsmotor und futuristische Pixellichter für die elektrischen Modelle. „Dadurch wollen wir den beiden Fahrzeugfamilien unterschiedliche Charaktere verleihen und sie optisch ganz klar voneinander abgrenzen“, erklärt Nicola Danza.

Innerhalb der Modelle mit Verbrennungsmotor findet sich das Konzept der versteckten Lichter am deutlichsten im SUV-Segment wieder. „Ein schönes Beispiel ist der neue Hyundai TUCSON“, sagt Designer Danza. „Dort sind die Hauptscheinwerfer unten in der Schürze angebracht, die Tagfahrlichter dagegen verstecken sich hinter dem Kühlergrill und erwecken so den Anschein, als würden sich dort viele kleine Juwelen aneinanderreihen.“ Sind sie ausgeschaltet, ist optisch nur noch der Grill zu erkennen. Auch bei den Rückleuchten setzt Hyundai das Konzept der versteckten Lichter fort: Dort zieht sich ein horizontales rotes Band über das gesamte Heck und endet an den Seiten mit dreieckigen Elementen. Die Rückleuchten sind zudem von einem grauen Glas umgeben, das das Umgebungslicht absorbiert. Ausgeschaltet sind die Leuchten dadurch fast nicht mehr zu erkennen.

Ein Gefühl von Heimat

Obwohl sich diese Gestaltungskonzepte wie ein roter Faden durch die jeweiligen Fahrzeugfamilien von Hyundai ziehen, besitzt jedes Auto sein ganz individuelles Lichtdesign. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Die Leuchten zeichnen sich immer durch einen Hauch von südkoreanischem Flair aus. Früher wie heute ist das ostasiatische Land eine wichtige Inspirationsquelle für die Designer. „Wir wollen zeigen, dass wir eine südkoreanische Marke sind, und uns von den anderen abheben. Wir setzen auf das Unerwartete“, erklärt Danza. Dafür bedienen sich die Fahrzeugdesigner aus verschiedenen Quellen, etwa der südkoreanischen Mode, Kultur und Architektur. Für die Rücklichter des Hyundai TUSCON beispielsweise ließen sie sich von den geschwungenen Dächern alter südkoreanischer Tempel inspirieren: Die dreieckigen Leuchten am Ende des horizontalen Bands am Heck sollen an eben jenen Schwung erinnern. Es ist auch kein Zufall, dass die Frontleuchten bei allen Modellen so weit auseinander platziert sind: In Südkorea gelten weit auseinanderstehende Augen als besonderes Schönheitsmerkmal.

Vielversprechende Ideen

Nicola Danza und sein Team tüfteln schon fleißig an neuen Leuchtideen. „Wir arbeiten heute schon an Autos, die erst 2024 auf den Markt kommen“, verrät er. „Die Lichttechnologie entwickelt sich immer weiter. Und mehr Technologie heißt mehr Möglichkeiten für Kreativität im Design. Es bleibt also spannend.“

Pixellichter für die Stromer

Für die Familie der Elektroautos wurden mit dem Hyundai IONIQ 5 erstmals die Pixellichter auch für ein Serienfahrzeug eingeführt und sollen wegweisend zum Markenzeichen der elektrischen Modelle von Hyundai werden. Sowohl die Frontals auch die Rückleuchten erscheinen als kleine Rechtecke im Pixellook und wirken futuristisch und gleichzeitig minimalistisch. "Im Gegensatz zu den lauten Verbrennungsmotoren wollten wir dem leisen elektrischen Hyundai IONIQ 5 ein ruhiges, unaufgeregtes Lichtdesign verpassen", erklärt Danza.

Zu den Hyundai Fahrzeugbroschüren

Text: Katrin Brahner
Illustration: AJames Carey
Fotos: GettyImages/Artur Debat, Nicola Danza